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von Peter Fritz
(Washington DC)

Keine Geisterstadt

Keiner will mehr nach New York, keiner fährt mehr nach New York. Man könnte es fast glauben, wenn man die Krisenmeldungen aus der Stadt für bare Münze nimmt. Enormer Rückgang bei den Hotelbuchungen, schwere Rückschläge beim Weihnachtsgeschäft, die Berichte lassen vermuten, daß New York in den letzten Monaten zu einer wahren Geisterstadt geworden ist. Gegen Ende der Weihnachtsferien war ich mit meiner Familie in New York, und ich kann Ihnen eines sagen: Wenn so die Krise auschaut, dann möchte ich nicht wissen, wie es dort in blühenden Zeiten aussieht. Die Stadt ist nämlich so voll mit Menschen, daß man kaum noch weiterkommt.
Nichtsahnend haben wir gemeint, wir könnten zum berühmten Eislaufplatz beim Rockefeller Center gehen und dort ein paar Runden auf dem Eis drehen. Keine Chance. Man kann den Platz nicht einmal sehen, denn auf allen Seiten stehen die Zuschauer dichtest gepackt um ihn herum. Auf meinen Schultern sitzend, konnten wenigstens meine Kinder einen schnellen Blick auf die Eisläufer erhaschen. Das war es dann.
Die neue Attraktion für Kinder ist ein riesiges Spielzeuggeschäft auf dem Times Square, so groß, daß ein ganzes Riesenrad drin Platz hat. Dort konnten wir nur hinein, weil zuvor ein falscher Bombenalarm auf dem Times Square einen großen Teil des Publikums abgeschreckt hatte. Sonst hätten wir uns auch dort stundenlang anstellen müssen.
Ja, und dann gibt es natürlich noch die schrecklichste Attraktion der Stadt im Süden von Manhatten: Ground Zero, den Krater an der Stelle, an der einst die Türme des World Trade Center standen. Man hat jetzt dort Aussichtswarten für die Touristen gebaut. Als sie eröffnet wurden, da war die Warteschlange sechs Häuserblocks lang, fast einen ganzen Kilometer. Das Wort von der Geisterstadt bekommt an dieser Stelle einen ganz neuen und ziemlich unheimlichen Klang.