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Übersee
von Peter Fritz
(Washington DC)
Weekend in Texas
Tiefe Beschaulichkeit liegt über dem Ort Crawford in Texas. Es gibt nur eine einzige Verkehrsampel, ein kleines Kaffeehaus, es gibt 650 Einwohner und sonst nur die weite Grassteppe. Ja, einen Friseur gibt es auch in Crawford. Er verlangt fünf Dollar für einen Haarschnitt. In Washington zahle ich mindestens fünfmal so viel.Vor ein paar Jahren kaufte sich der Gouverneur von Texas in der Nähe von Crawford eine Ranch. Da kamen schon die ersten Schaulustigen vorbei. Jetzt ist dieser Gouverneur der nächste Präsident der Vereinigten Staaten, und die ländliche Ruhe ist dahin. Reporter und Schaulustige stürmen den Ort, sobald George Bush dort sein Wochenend- Quartier bezieht.
Die Bewohner von Crawford müssen sich jetzt an neue Zeiten gewöhnen, Barry Driver, der Besitzer des Kaffeehauses, hat früher jedem Fremden bereitwillig den Weg zur Bush- Ranch erklärt. Aber dann kamen die Agenten des Secret Service, die Leibwächter des Präsidenten. Sie machten Barry darauf aufmerksam, daß er sich besser in Verschwiegenheit üben sollte.
In einer ähnlichen Kleinstadt, in Plains in Georgia, erlebte der Secret Service schon einmal einen schweren Schock. Plains ist der Heimatort des seinerzeitigen Präsidenten Jimmy Carter. Vor zwanzig Jahren hielt Carter dort eine Rede. Ein Farmer, ein alter Freund der Familie Carter, kam vor lauter Andrang nicht nahe genug ans Rednerpult heran. Kein Problem. Er hatte, wie viele Farmer in Georgia, das Jagdgewehr griffbereit auf dem Auto- Rücksitz liegen. So schaute er sich den Präsidenten einfach mit angelegter Waffe durchs Zielfernrohr an und dachte sich nichts Böses dabei. Die Agenten des Secret Service überwältigten ihn blitzschnell. Jimmy Carter persönlich mußte seinen Freund später aus der Haft auslösen und seinen Leibwächtern erklären, daß zuhause auf dem Land nun einmal ganz besondere Sitten herrschen.
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